Land Art

Aus der Werkstatt-Gazette No. 13

Katrin Moser und Verena Fink - 05.07.2014

Land Art (so auch im Deutschen gebräuchlich) ist eine Ende der 1960er Jahre entstandene Richtung der zeitgenössischen Kunst, in der die Landschaft Gestaltungselement wird. Die geistesgeschichtlichen Wurzeln liegen in der pitoresken Landschaftmalerei des 18. und 19. Jahrhunderts. Anregungen kamen zudem von Erdwerken oder Scharrbildern (Geolyphen).

 

Gearbeitet wird in der Land Art mit Materialien, die Bäche, Wälder, Wiesen, Strände, Felder reichlich bieten: Stein, Holz, Sand, Gras, Blätter etc.

Die sinnliche Wahrnehmung, das Sehen, Fühlen, das Material, der Ort und die Form(en) sind untrennbar mit der entstehenden Arbeit verbunden. Oft lässt sich nicht genau sagen, wo das eine beginnt und das andere aufhört.

Kunst in der Natur, eine kreative Form der Naturerfahrung, bietet Chancen, Natur in ihrer Einfachheit und Schönheit auf einem anderen Weg kennen zu lernen. So besteht ja künstlerisches Arbeiten aus dem Umgang mit einer Idee, mit Material und Raum, zeitlich und örtlich, aus dem Finden einer Lösung bis zum fertigen kreativen Produkt. Und sie besteht auch aus dem Umgang mit den Reaktionen auf das Dargestellte.

Die Grundhaltung der Land Art ist immer auch zivilisationskritisch. Zu Beginn kennzeichnete die Land Art eine romantische aber auch eine explizit gesellschaftskritische Komponente. Dem Besitzbürgertum, das die Werke der bildenden Kunst nur noch als Spekulationsobjekte betrachtete, wollte man kein neues Konsumgut liefern. Man schuf deshalb in den abgelegenen Wüstengebieten Nordamerikas gigantische Erdbauwerke, die in keinem Museum, in keiner Galerie ausgestellt werden konnten, also weder transportabel, käuflich noch dauerhaft waren. Zu Beginn gestatteten die Künstler nicht einmal Foto- oder Filmaufnahmen ihrer vergänglichen Arbeiten. Wenn jemand die Kunstwerke sehen wollte, dann musste man sich auf eine innere und äußere Reise begeben und die Skulptur direkt in der Landschaft unter freiem Himmel bei Wind und Wetter mit all seinen Sinnen erleben. Die Kunstwerke wurden nicht wie Objekte in die Landschaft gestellt, nutzen die Landschaft nicht einfach als attraktiven Hintergrund, sondern wurden selbst zur Landschaft.

 

Das Ephemere, also Flüchtige und Vergängliche ist ein weiteres Kennzeichen der Land Art. Bewegung, Wandel, Licht, Wachstum und Zerfall sind Teil der Natur. Oft verändern Witterung und Wachstum der verwendeten Materialien das Kunstwerk. So entsteht Dynamik und Prozesshaftigkeit. „Ich messe der Energie und dem Raum, die ein Material umgeben, ebensoviel Bedeutung zu wie der Energie und dem Raum, die das Material physisch umschließt. Das Wetter – Regen, Sonnenlicht, Schnee, Hagel, Nebel, Windstille – ist die spürbare Form dieses äußeren Raumes. Wenn ich einen Stein berühre, berühre und bearbeite ich gleichzeitig den ihn umschließenden Raum. Der Stein ist nicht unabhängig von seiner Umgebung, und die Art, wie er daliegt, kann etwas darüber aussagen, wie er dorthin gekommen ist.“ (Andy Goldsworthy, *1956, Land Art Künstler)

 

Heute wird die Bezeichnung „Land Art“ in sehr verallgemeinernder Weise und häufig aus werbestrategischen Gründen auf jede beliebige Art von Natur-Kunst oder Kunst in der Landschaft angewendet, obwohl aus kunsttheoretischer Sicht keinerlei konzeptionelle Beziehung zur ursprünglichen Land Art der 1960er Jahre gegeben ist. Die Natur (Wüsten, Felder oder Wasserflächen) wurde ursprünglich als Medium künstlerischer Gestaltung und nicht als dekorativer Bildhintergrund genutzt.