Ausstellungsvorbereitung

Als wir im Frühjahr in den Gruppen erzählten was das Thema der diesjährigen Jahresausstellung sein wird waren alle - ob 5 oder 15 Jahre - begeistert. Oh cool, wir machen Graffiti! Auch der Hinweis, dass das Sprayen nicht so einfach ist und ziemlich viel Übung und Vorbereitung braucht, dämpfte die Freude nicht. Wir machten uns ans Werk...und bauten zuerst die großen Leinwände für die Gruppenbilder. Rahmenhölzer wurden gesägt und verleimt, Mittelkreuze eingepasst, die Leinwand aufgespannt und die Grundierungen aufgebracht. In den Gruppen wurde diskutiert welches Motiv gesprüht werden soll, Entwürfe entstanden und vor allem übten und übten wir Schriften. Wir hatten das Glück, dass ein ehemaliger Sprayer in die Werkstatt kam und uns erklärte wie man eine Graffiti Schrift entwickelt und auf was man dabei achten muss. So haben wir erfahren, dass eine Graffiti Schrift meistens dreidimensional ist, damit man sie besser sprühen kann und das die Schrift  überwiegend der Ausgangspunkt jedes Graffiti Werkes ist. Wir bekamen erklärt, dass jeder Buchstabe durch unterschiedlich viele Blöcke aufgebaut ist und wie man diese Blöcke nach den eigenen Vorstellungen abwandeln kann ohne dabei den Grundaufbau eines Buchstabens zu verändern und wie man dabei Formen wie Geraden, Kreise, Dreiecke, Kurven, Schwünge, etc. als Ausprägung verwenden kann. Was wir auch nicht wussten: Hat man eine eigene Schrift entwickelt nennt man es "Style" . Der "Tag" wiederum ist die Unterschrift, die Signatur des Künstlers auf seinem "Piece" (dem gesamten Bild). 

Endlich war es dann soweit: die Grundierungen der Leinwände waren gut durchgetrocknet, die Vorzeichnungen mit Kreide hielten, das Wetter war gut und wir konnten im Hinterhof mit dem Bearbeiten der Leinwände beginnen. Das Tackertacker Geräusch beim Schütteln der Sprühflaschen wirkte professionell, das Sprühen selbst war aber gar nicht so einfach. Bald schmerzte der "Sprühfinger", Caps verstopften, Farbe verlief oder man sah nichts mit der zu großen Atemschutzmaske. Wir stellten fest - mit Coolness hat Graffiti eigentlich so gar nichts zu tun - man muss es können. 

In den acht Wochen Ausstellungsvorbereitung wurden wir zwar nicht zu absoluten Graffitiprofis aber unsere Bilder konnten sich mehr als sehen lassen. Insgesamt hatten wir acht große Gruppenbilder und ca. fünfzig Einzelbilder geschafft und unser riesiges "VieleDingeVerklebeObjekt" gebaut, liebevoll verziert und besprüht.

Was ist eigentlich Graffiti? 

Graffiti kommt aus dem Lateinischen und ist die Pluralform von Graffito. Es bedeutet soviel wie Kratzbild und man könnte sagen, dass schon die ersten Höhlenmalereien somit zu dieser künstlerischen Ausdrucksform gehörten.

Es ist ein Sammelbegriff für Bilder, Schriftzüge oder Zeichen, die mit verschiedenen Techniken auf Oberflächen im privaten und öffentlichen Raum erstellt werden. Die modernen Graffiti entstanden mit den Anfängen des HipHop in den 70er Jahren in New York. Heute existieren verschiedene Formen von Graffiti:

Das Tag, gilt als Urform des Graffiti und ist, meistens jedenfalls, der Künstlername des Sprühers. Das Tag ist die schnellste Form der Graffiti und wird meistens mit einem Edding und seltener mit der Dose angebracht. Als Throw-Up wird eine große Flächenbemalung bezeichnet. Ziel dieser Graffitiform ist es, einen Namen mit möglichst wenigen Mitteln größtmöglich auf eine Oberfläche zu bringen. Hierbei werden die Wörter meist nur grob umrissen und anschließend genauso grob ausgefüllt. 

Der Character bezeichnet alle Figurationen die häufig als Beiwerk eines Styles (Wort) zu finden sind. Heute findet man eine Vielzahl verschiedener Arten wie zum Beispiel den sogenannte Old School Character die im alten Graffiti-Stil gesprüht werden. Meist sind sie in ihrer Form sehr einfach und abstrakt, enthalten Licht und Schatten und können in der Nähe der Comicfiguren angesiedelt werden. Im Allgemeinen werden Characters in Kombination mit dem Style Writing verwendet und dienen dazu, die Form bzw. den Ausdruck der Buchstaben zu verstärken, also die Aussage des Pieces zu unterstützen.